Stress beim Hund

.... wie ungesund ist er?

Aus biologischer Sicht ist Stress eine Funktion des Körpers, um diesen auf Situationen anzupassen. Es verbirgt sich ein vielschichtiges System dahinter. In erster Linie stellt es Energie bereit und sorgt dafür, dass das Verhalten entsprechend angepasst wird.(Auszug aus dem WWW)

Das ist also grundsätzlich nichts Schlechtes.

Körperliche Anstrengung

Bei körperlicher Anstrengung bewirkt es lediglich eine Energiebereitstellung.

Der Sympathikus, ein Teil des autonomen Nervensystems, wird aktiv und sorgt für eine Leistungssteigerung, indem er auf das Herz-Kreislauf-System einwirkt, die Durchblutung von Herz- und Skelettmuskulatur erhöht, den Blutdruck erhöht und den Stoffwechsel steigert.

Die Lungenfunktion wird beeinflusst, die Pupillen erweitert, sowie die Abgabe von Schweiß erhöht. Hierfür werden unter anderem Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Diese Art von Stress beginnt auch, wenn die Anstrengung lediglich erwartet wird.

Damit der Herz-Kreislauf gesteigert wird, hemmt der Körper in der Zeit andere  – aktuell nicht wesentliche – Vorgänge, wie zum Beispiel die Verdauung, die Durchblutung der Nieren und der Haut.

 

Regenerationszeiz

Beim Abklingen der Belastung pendeln sich die Funktionen wieder ein und es wird eine Regenerationszeit benötigt, um die verbrauchte Energie aufzuladen.

Dieser Prozess ist für den Hund grundsätzlich weder schädlich noch ungesund. Körperliche Herausforderungen sorgen dafür, dass das Herz-Kreislaufsystem trainiert wird, und bringen dem Gehirn Stimulation. 

Folgt keine oder eine zu kurze Regenerationszeit, geschieht deutlich mehr im Körper. 

Nun kommen wir zum Cortisol

Das gleiche gilt, wenn sich andere Faktoren hinzugesellen.

Das, was wir landläufig als „Stress“ und „ungesund“ deklarieren, tritt ein.

Nun wird nicht nur der Sympathikus und damit der Herz-Kreislauf aktiviert, sondern das System spricht auch die Nebennieren an und schüttet so einen ganzen Hormoncocktail aus.

Allen voran das berühmt-berüchtigte „Stress-Hormon“ Cortisol. Das Immunsystem wird aktiviert und der Körper bereitet sich auf die „Kampf- oder Flucht-Reaktion“ vor. Zur besseren Verständlichkeit benenne ich dies mit „Stress-System“. 

Die Aktivierung dieser Reaktion kostet einen deutlich höheren Preis und braucht längere Regenerationszeiten. 

Doch wie kommt es dazu? 

 
 
 

Psychische Belastung und körperliche Überforderung

Knapp formuliert entsteht sie durch psychische Belastungen oder körperliche Überforderungen. Das Problem: Es handelt sich um rein subjektive Wahrnehmungen und diese lassen sich für uns nicht immer Erkennen und so können wir Stress nicht stets vermeiden. Der permanente Versuch stressigen Situationen auszuweichen führt zudem schnell zur Unterforderung und damit zu denselben Resultaten.

Das Wissen darüber, welche Faktoren diese Reaktionen in der Regel begünstigen, hilft uns, besser einzuschätzen wann wir Situationen verändern oder unsere Hunde Unterstützung benötigen.

Alle wahrgenommenen Reize werden aussortiert oder bewertet. Primär geschieht dies im Limbische-System.

Dem emotionalen Zentrum des Gehirns, das alle Säugetiere besitzen. Es sorgt für eine erste Bewertung und löst eine erste  – stets emotionale – Reaktion aus.

Entscheidet das Hundegehirn, dass es ein angenehmer Reiz ist oder hat es eine passende Strategie zur Bewältigung der Situation, so wird das Stress-System nicht aktiviert. Anders sieht das aus, wenn das Gehirn feststellt, das keine passende Strategie vorhanden ist oder unangenehme Empfindungen ausgelöst werden.

Bei unbekannten und neuen Reizen hat das Gehirn keine Strategie. Beim Auftreten von Konflikten findet es nicht sofort eine Lösung. In beiden Situationen wird das Stress-System aktiviert. Das gleiche gilt, wenn vorhandene Strategien gestört oder unterbrochen werden. Stuft zum Beispiel ein Hund die Anwesenheit eines Artgenossen als Gefahr ein, wirft die Strategie „Rückzug“ aus und soll dennoch sitzen bleiben.

Die Aktivierung des Stress-Systems erkennen

Körperliche Anstrengung kann damit zum Stressor werden, wenn der Bogen überspannt wird und Erschöpfung eintritt, ehe der Hund Möglichkeiten zur Ruhe und Regeneration in der Situation erkennt.

Die Aktivierung des Stress-Systems zu erkennen ist nicht immer leicht, denn die Merkmale haben oft individuelle Noten. Es gibt Hunde, die aktiv und hibbelig werden, schnell bekommen sie das Etikett „hyperaktiv“ und es gibt jene, die sich eher zurückziehen und inaktiv werden – sogenannte Schlaftabletten. Eine ruhige Körperoberfläche darf nicht mit einem entspannten Hund verwechselt werden. Umgekehrt ist ein erregter Hund nicht zwangsläufig gestresst. Solange das Erregungslevel für den Hund in der Situation passend und mit einer angenehmen Emotion gefärbt ist, ist alles in bester Ordnung.

Ebenso trügerisch ist das Bewerten des Stresslevels durch den Appetit. Viele Hunde können in stressigen Situationen nicht essen, doch – wie bei uns Menschen – es gibt Stressfresser.

Es gilt die Warnzeichen von beginnender Über- oder Unterforderung und von psychischen Belastungen frühzeitig zu erkennen. Wie so oft ist es nicht die Situation, die uns Aufschluss gibt, sondern das Beobachten, Wahrnehmen und Interpretieren des Ausdrucksverhaltens des Hundes

Stresslevel beobachten

Häufig versuchen Hunde, sich selber zu entspannen. Manche putzen, nuckeln, knabbern, wälzen oder dehnen sich. Andere beschäftigen sich, sodass es ihnen gut tut und gehen beispielsweise Jagen. Da es sich hierbei um normales Verhalten handelt, gibt uns die Situation und die Häufigkeit einen Aufschluss darüber, ob es sich vielleicht doch um eine Form der Kompensation handelt. Gutes Beobachten und ein Tagebuch helfen bei der Interpretation.

In jedem Fall sollte bei allen unerwünschten und problematischen Verhaltensweisen das allgemeine Stresslevel genau betrachtet und meistens verändert werden.

Stress gehört zum Leben eines jeden Hundes. Hält er sich in Grenzen und der Hund bekommt ausgewogene Entlastungs- und Erholungszeiten, gibt es keine Einwände.

Bedenklich wird es, wenn wir täglich deutlich sichtbare Stressreaktionen auftreten sehen oder diese über mehrere Wochen besonders intensiv ausgelöst werden. 

Diese Belastung kann nicht nur zu körperlichen Schäden führen, sondern sorgt sogar dafür, dass immer mehr Situationen durch das Gehirn als stressig eingestuft werden und es zu einem Teufelskreis kommt. In diesem Teufelskreis werden die emotionalen Bereiche des Hundegehirns gestärkt und Verbindungen zum „denkenden“ Teil des Gehirns abgebaut und dort vorhandene Bereiche geschwächt. In diesem Bereich siedeln sich zum Beispiel das Differenzieren von Signalen und ein großer Teil der Impulskontrolle, sowie die willentlich gesteuerte Aufmerksamkeit an. 

Erleichternde Strategien für den Alltag

Unser Ziel sollte es sein, den Hunden für sie passende und erleichternde Strategien für unseren Alltag und unsere Vorhaben, wie z.B. Hundesport, Ausflüge oder Reisen beizubringen. Dazu gehört, dass wir alle vorhersehbaren Situationen trainieren. Training sollte dabei so gestaltet werden, dass Frustration vermieden wird und an Erfolgen gelernt wird. Ein guter Hundetrainer begleitet Hund und Halter auf dem Weg und sorgt dafür, dass das Training durchaus fordert und vorangeht, der Bogen aber nicht überspannt wird.

Eines ist klar: Das Erleben von viel oder extremen Stress, macht nicht stressresistent, sondern empfindlicher!

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